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Grenzaus großer Visionär wird 80

Heute wird Manfred Gstettner 80. Statt zu Hause zu sitzen, feiert Grenzaus Boss beim Tischtennis. Bei seinem TTC. In seiner Zugbrückenhalle. Beim Bundesliga-Heimspiel gegen Mühlhausen. Gstettner ist nicht nur Präsident des Bundesligisten TTC Grenzau. Er ist der Gründer, Sponsor, Macher. Auch mit 80.

Wenn es um Beständigkeit geht, ist Grenzau das kleine gallische Dorf inmitten der großen weiten Sportwelt. Das Dorf, das sich Trends widersetzt, denen man sich scheinbar nicht widersetzen kann. Wo andernorts, ganz gleich in welcher Sportart, Präsidenten und Funktionäre ausgetauscht werden, wie es gerade passt, ticken im beschaulichen Tal am Brexbach die Uhren anders. Klar, auch hier gibt es weder Trainer noch Spieler für die Ewigkeit. Aber es gibt einen Mann, der immer schon da war, wenn es um Grenzau ging: Manfred Gstettner.

 

Es ist das Jahr 1952, da gründet ein sportbegeisterter Westerwälder Junge mit ein paar Freunden einen Tischtennisverein: den TTC Grenzau. Es ist die Geburtsstunde eines Klubs, der in Sachen Vorstellungskraft Maßstäbe setzt. Grenzau hat laut Volksmund exakt 97 Einwohner. Um hier sportlich Großes auf die Beine zu stellen, bedarf es großer Visionen. Besser: sehr großer Visionen. Das ist ungefähr so, als wolle man in dem kleinsten Stadtteil von Höhr-Grenzhausen, nur ein paar Gassen groß, einen der größten Hotelkomplexe der Region entwickeln. Das geht nicht? Das geht doch: Manfred Gstettner macht einfach beides. Er gründet ein Hotel, dessen Entwicklung über Jahrzehnte nur eine Richtung kennt: Es wird größer und moderner. Und er macht aus seinem TTC Grenzau, der inzwischen den Beinamen Zugbrücke trägt, einen der renommiertesten Tischtennisvereine Europas. 

Es ist das Jahr 1982, da gelingt Park Lee Hee, Heiner Lammers, Robert Horsch, Markus Fischer, Manfred Baum und Paul Schmücker der Aufstieg in die Bundesliga – aus der Grenzau seitdem ebenso wenig wegzudenken ist wie der Präsident, Macher und Sponsor. Wird in der Tischtenniswelt über Grenzau gesprochen, fällt der Name Gstettner garantiert. Der TTC ist – ganz ohne Übertreibung – ein Lebenswerk. Sein Lebenswerk.

 

Fünf Jahre Anlaufzeit benötigen die Westerwälder, ehe sie ihrem Boss erste Titel schenken. Dafür sind es in der Saison 1986/87 gleich drei: Andrzej Grubba, Georg-Zsolt Böhm, Engelbert Hüging und Co. schlagen im Play-off-Finale Borussia Düsseldorf, gewinnen zudem den deutschen Pokal und werden obendrein Europapokalsieger. Jetzt weiß nicht nur im Westerwald jeder Sportinteressierte, dass es einen kleinen Ort namens Grenzau gibt, in dem sie es außerordentlich gut verstehen, den damals noch aus Zelluloid gefertigten Ball übers Netz zu schlagen.

 

Inzwischen läuft die 34. Bundesligasaison mit den Westerwäldern, seit dem Aufstieg ist der TTC ununterbrochen dabei. In der ewigen Tabelle der höchsten deutschen Spielklasse kommt hinter Borussia Düsseldorf der TTC Zugbrücke Grenzau, dann der TTC Jülich – und dahinter lange nichts. 14 Titel schmücken den Briefkopf der Grenzauer, zehn davon auf nationaler Ebene errungen, vier auf internationaler. Vielleicht gibt es irgendwo Neider, die sind ja überall. Aber vor allem gibt es Bewunderer. Menschen, die darüber staunen und sich davor verneigen, was aus dem geworden ist, was im Jahr 1952 ein Westerwälder Junge im Alter von nur 16 Jahren begonnen hat und noch heute, in seinem 80. Lebensjahr, voller Leidenschaft vorantreibt. 

 

Quelle: Rhein-Zeitung/Autor: Marco Rosbach


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