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Wer sind die jüngsten Lizenztrainer Deutschlands?

Diese Frage ist gar nicht leicht zu beantworten, da die Regelungen zum Lizenzerwerb von Verband zu Verband lange sehr verschieden waren. Auf drei besonders junge Nachwuchstrainer sind wir bei unseren Recherchen allerdings gestoßen, die wir Ihnen einmal vorstellen möchten: Manuel Hoffmann (24 Jahre, TSV Starnberg, A-Lizenz), Diana Tschunichin (22 Jahre, Kasseler Spvgg. Auedamm, B-Lizenz) und Sarah Annuseit (16 Jahre, TTC Lax Bad Hersfeld, C-Lizenz).

Der Einstieg in die Trainerlaufbahn gestaltete sich bis zu diesem Jahr in den meisten Verbänden recht unterschiedlich. Während im Westdeutschen Tischtennis-Verband (WTTV) z.B. erst einmal die sogenannte "Assistenztrainer"-Ausbildung, also gewissermaßen D-Lizenz, am Anfang stand und Zulassungsbedingung für den Erwerb der C-Lizenz war, war es im Hessischen Tischtennis-Verband (HTTV) bisher die "Kindertrainer-/Jugendtrainer"-Ausbildung. Im Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern hingegen war die D-Lizenz keine zwingende Voraussetzung für den Erwerb der C-Lizenz, im Bayerischen Tischtennis-Verband (ByTTV) existierte die D-Lizenz sogar nicht einmal. Eine in allen Verbänden einheitliche D-Lizenz gibt es erst seit diesem Jahr: Die Vorstufenqualifikation nennt sich STARTTER, nimmt zwei bis drei Tage in Anspruch, ist unbefristet gültig und in vielen Verbänden nun Voraussetzung für die C-Lizenz. 

Mindestalter für Lizenzprüfungen

 Voraussetzung für den C-Trainerschein ist (in den meisten Verbänden) auch, dass man das 16. Lebensjahr vollendet hat. In diesem jungen Alter machte Sarah Annuseit, die in der Damen-Kreisliga für den hessischen Klub TTC Lax Bad Hersfeld spielt, kürzlich ihre C-Lizenz. "Weil mein Vater und Bruder schon Trainer in unserem Verein waren, war ich häufig bei Trainingseinheiten dabei, habe mitgeholfen und wollte irgendwann selbst eine Lizenz machen", berichtet sie. Bezahlen musste weder die 16-Jährige noch der Verein irgendetwas dafür, denn für Mädchen ist die C-Lizenz im Hessischen Tischtennisverband kostenlos. An vier Wochenenden standen Seminare mit Präsenzzeit auf dem Programm, dazu kamen drei Wochenenden, an denen E-Learning angesagt war. Beiträge zu verschiedenen Themen mussten zudem erarbeitet werden und auch Videos über das Einspielen am Balleimer innerhalb eines bestimmten Zeitraums aufgenommen und den Lehrgangsleitern zugeschickt werden. 

Ähnlich sahen die Anfänge bei Diana Tschunichin aus. Mit 15 leitete sie die erste Gruppe in ihrem Heimatverein, mit 16 machte die Drittligaspielerin der Spvgg. Kasseler Auedamm die C-Lizenz. Direkt nach dem Abitur begab sie sich an die B-Lizenz, für deren Erhalt man zu ihrer Zeit 18 Jahre alt sein musste (heutzutage in Hessen 21, wohingegen im WTTV z.B. 18) und für die im HTTV ein Aufwand von zwölf Tagen an Lehreinheiten veranschlagt ist. 450 Euro kostete die B-Lizenz, die Tschunichin selbst zahlte. "Ich wollte die Unabhängigkeit haben, damit zu machen, was ich will", erzählt die 22-Jährige. Sie wollte nicht an einen Verein gebunden sein, falls dieser die Lizenz bezahlt hätte.

Deutschlands jüngster A-Lizenz-Trainer

Im Rahmen seines Freiwiliigen Sozialen Jahres (FSJ) beim Bayerischen Tischtennisverband wiederum kam Manuel Hoffmann zu seiner ersten Trainerlizenz, der C-Lizenz. Schon vorher war er in seinem damaligen Verein ohne Schein Jugendtrainer gewesen, hatte aber ohnehin eine Lizenz erwerben wollen. Mit seinen 24 Jahren ist der Bayernliga-Spieler des TSV Starnberg aktuell der jüngste A-Lizenztrainer Deutschlands. Die B-Lizenz und A-Lizenz zahlte Hoffmann selbst. Nur alle zwei Jahre führt der DTTB überhaupt eine A-Lizenz-Ausbildung durch, für die man dann auch erst einmal eine Aufnahmeprüfung bestehen muss. Sieben Ausbildungsplätze standen zur Verfügung, als Hoffmann sich für die A-Lizenz bewarb, 15 Bewerber gab es insgesamt. Nach einem Bewerbungsgespräch, zwei Klausuren und dem Leiten einer Trainingseinheit wurde er für den Ausbildungsgang zugelassen und schloss diesen nach einem Dreivierteljahr erfolgreich ab. 

Schon vorher hatte sich Hoffmann als Student (BWL) mit Tischtennis ein zweites Standbein aufgebaut. Von Hilpoltstein, wo er auch Zweitligaspiele absolvierte, wechselte er in die Bayernliga zum TB/ASV Regenstauf, bei dem er (und auch bei anderen Vereinen) als damals 19-Jähriger mit Trainerstunden sein Studium finanzieren konnte. Inzwischen arbeitet Hoffmann seit rund eineinhalb Jahren beim ByTTV hauptberuflich als Verbandstrainer und macht nebenbei den Master an der Fernuni. "Primär war es nicht mein Ziel, etwas im Tischtennis zu machen. Es war ein bisschen Glück dabei, ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort", so der 24-Jährige. 

Annuseit: "Habe mir relativ schnell Respekt verschafft"

Irgendwann die A-Lizenz zu machen, zieht auch Diana Tschunichin in Erwägung. Auch sie absolviert derzeit ein Fernstudium (Psychologie) und ist fast jeden Tag für den Tischtennissport unterwegs – u.a. für das Projekt "All Five", bei denen mit der GSV Eintracht Baunatal und dem TTC Elgershausen zwei Vereine Kindern die Möglichkeit bieten, gleich fünfmal in der Woche zu trainieren. Bei Turnieren ab der Bezirksebene coacht sie ihre Schützlinge zudem. Eher bei Meisterschaftsspielen als Betreuerin im Einsatz ist Sarah Annuseit. Freitags steht die 16-Jährige zudem immer für einen Anfängerkurs in der Halle. Dass manche Jugendliche genauso alt wie sie selbst sind, stört sie nicht: "Ich habe mir relativ schnell den Respekt verschafft, dass sie auf mich hören."

Nur mit Jugendlichen hat auch Manuel Hoffmann als ByTTV-Verbandstrainer in München zu tun, wo man gerade dabei ist, ein Internat aufzubauen. Zwei- bis dreimal in der Woche trainiert er vor Schulbeginn einen Kaderspieler, ist vormittags im Büro und abends noch einmal in der Halle. Wo es für ihn, der nie Profi war, noch hingehen soll oder kann als Trainer? "Mir gefällt es aktuell super beim ByTTV. Ich denke aber nicht, dass man unbedingt Profi gewesen sein muss, um noch höhere Aufgaben zu übernehmen. Im Erwachsenenbereich entscheidet die Fachkompetenz, die Erfahrung kann man sich erarbeiten. Aber als ehemaliger Profi ist es wahrscheinlich schon etwas einfacher, weil man die Abläufe kennt."

Auf die Frage, was sie jungen Menschen raten würden, die über eine Trainerlizenz nachdenken, antworten Hoffmann, Tschunichin und Annuseit: "Auf jeden Fall machen, es ist eine tolle Erfahrung, extrem bereichernd!" "Es fehlen viele Trainerinnen. Vor allem kleine Mädchen brauchen manchmal eine weibliche Bezugsperson und man kann Vorbild sein, selbst solch einen Weg einzuschlagen", ergänzen Tschunichin und Annuseit. Hoffmann resümiert: "Es macht unglaublich viel Spaß. Auch für's Leben kann man etwas lernen, nicht nur im tischtennisspezifischen Bereich!"

 Autor: Daniel Koch, Quelle: mytischtennis

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