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Team WM in Schweden

DTTB-Herren stehen nach 3:0-Erfolgen über Schweden und Rumänien so gutwie im Viertelfinale / Deutsche Damen überzeugen auch gegen Hongkong

Halmstad.Bei den Team-Weltmeisterschaften in Halmstadt (29.4.-6.5.) führen Deutschlands Herren nach drei von fünf Vorrundenspielen die Gruppe A alleine ungeschlagen an. Am Abend des zweiten WM-Tages entzauberte die DTTB-Auswahl den starken Gastgeber Schweden ebenso mit 3:0 wie wenige Stunden zuvor Rumänien. Mit einem Sieg über Hongkong, das am Vormittag überraschend den Hausherren mit 2:3 unterlagen war, kann der Europameister nun am Dienstag bereits vorzeitig den Gruppensieg unter Dach und Fach bringen. Die DTTB-Damen unterlagen am Montag trotz einer erneut guten Leistung dem Gruppenfavoriten Hongkong mit 1:3 und benötigen nun am Dienstag gegen Luxemburg und Thailand zwei Siege, um den anvisierten Einzug in das Achtelfinale zu realisieren. Am dritten WM-Tag steht außerdem die Vollversammlung des Weltverbands ITTF, das Annual General Meeting (AGM), auf der Tagesordnung.

Patrick Franziska sorgt für wichtiges Break

Knapp 1500 Zuschauer in der Halmstad Arena hatten nach dem 3:2 des Tre-Kronor-Teams über Medaillenaspirant Hongkong auf eine Vorentscheidung um den Gruppensieg zugunsten ihres Teams gehofft, doch die Mannschaft von Jörg Roßkopf ging von Beginn an entschlossen und konzentriert zu Werke. Ein bärenstarker und selbstbewusster Patrick Franziska sorgte zudem gleich im ersten Match für das wichtige Break: Der Saarbrücker gewann nach verlorenem ersten Durchgang das Duell mit deem Weltranglisten-19. Kristian Karlsson mit 11:3 im Entscheidungssatz, nachdem er in Durchgang vier bereits einen Matchball ausgelassen hatte. Anschließend steuerte der Weltranglisten-Zweite Timo Boll mit einem 3:0 über en an Position 20 notierten Mattias Karlsson seinen einkalkulierten Punkt zur 2:0-Führung bei. Den Schlusspunkt zum deutschen 3:0-Erfolg setzte der Weltranglistendritte Dimitrij Ovtcharov in seinem bei dieser WM bislang besten Match gegen Anton Kallberg, wie Kristian Karlsson Bundesliga-Profi in Diensten des Rekordmeisters Borussia Düsseldorf.

Roßkopf will Gruppensieg vorzeitig klar machen

Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf lobte seine Mannschaft nach dem 3:0: "Wir haben heute ein sehr gutes, vor allem sehr konzentriertes Match gezeigt. Durch den Sieg der Schweden am Vormittag über Hongkong haben wir nun morgen gegen Hongkong die Chance, vorzeitig den Gruppensieg und damit den Viertelfinaleinzug unter Dach und Fach zu bringen.“ Roßkopf weiter: „Der Auftaktsieg von Patrick Franziska gegen Karlsson war wichtig. Das Match hätte natürlich auch anders ausgehen können, denn Spiele zwischen den beiden sind immer offen. Wichtig war Patricks guter Start im fünften Satz.“

Der nach dem Halbfinaleinzug bei den German Open auf Platz 30 in der Welt vorgerückte Doppel-Europameister wusste um die Bedeutung des ersten Matches und hielt der Belastung in der Manier eines Führungsspielers stand. Franziska: „Mein Auftaktsieg war schon wichtig, um auch bei den schwedischen Zuschauern etwas die Luft rauszunehmen. Ich habe die letzten drei Male jeweils im Entscheidungssatz gewonnen, ich glaube, dadurch hatte ich am Ende vielleicht einen mentalen Vorteil, den ich genutzt habe. Wir versuchen nun nach dem 3:0, das Selbstvertrauen mit ins Spiel morgen gegen Hongkong zu nehmen. Wir steigern uns alle von Spiel zu Spiel und hoffen, Platz eins unter Dach und Fach zu bringen.“

Deutschland mit einem Bein im Viertelfinale

In der gleichen Aufstellung wie im Schwedenspiel hatte Deutschland am Vormittag Rumänien nicht einmal einen Satzgewinn überlassen. Gewänne die DTTB-Auswahl am Dienstag um 16 Uhr das Duell mit den Hongkong-Chinesen, so wäre ihr selbst im Falle einer Niederlage am Mittwoch im letzten Gruppenspiel gegen Slowenien (19 Uhr) Rang eins nicht mehr zu nehmen. Sogar im Falle einer knappen Niederlage gegen die Asiaten wäre Deutschlands Einzug direkter Einzug in das Viertelfinale am Freitag noch möglich, Voraussetzung hierfür wäre dann neben einem 1:3 oder 2:3 gegen Hongkong ein Sieg über den EM-Dritten Slowenien. Weder Jörg Roßkopf noch DTTB-Sportdirektor Richard Prause sind jedoch ein Freund solcher Rechenspiele: „Wir haben es selbst in der Hand und wollen unsere beiden letzten Gruppenspiele gewinnen, dann muss erst gar nicht gerechnet werden.“

England überrascht auch 2018 und bezwingt Japan

Nach drei Vorrunden-Begegnungen sind neben Deutschland auch Titelverteidiger China in der Gruppe B, Medaillenkandidat Südkorea in der Gruppe D und vollkommen überraschend auch England noch ungeschlagen. Der Sensationsdritte der WM 2016 überrascht auch 2018 und besiegte neben Taiwan heute auch den WM- und Olympiazweiten Japan mit 3:1, das nun voraussichtlich Nachsitzen muss, um das Viertelfinale zu erreichen. Spitzenspieler Liam Pitchford gelangen dabei Erfolge über Jun Miutani und Tomokazu Harimoto, Koki Niwa unterlag Samuel Walker. Während alle Gruppensieger sich über einen spielfreien Tag freuen dürfen und direkt für die Runde der besten Acht gesetzt werden, müssen die Gruppenzweiten und -dritten den Umweg über das Achtelfinale nehmen. Eine weitere Überraschung gelang Brasilien, das in der Gruppe B Portugal besiegte, in der Gruppe D brachte Österreich dem an Position vier gesetzten Team Frankreichs bereits eine Niederlage bei.

DTTB-Damen mit guter Leistung beim 1:3 gegen den Favoriten Hongkong

Gut gespielt, aber verloren. Nach einem starken Auftritt bei der 2:3-Niederlage gegen Südkorea am Sonntagabend zwangen Deutschlands Damen heute auch den Gruppenfavoriten Hongkong zur Bestleistung. 1:3 hieß es am Ende aus Sicht der DTTB-Auswahl, die am Dienstag ihre entscheidenden Matches um den anvisierten dritten Platz in der Gruppe D gegen Luxemburg (10 Uhr) und Thailand (19 Uhr) austrägt.

Petrissa Solja: "Von Spiel zu Spiel besser"

Wie bereits gestern nährte Petrissa Solja mit einer starken Leistung im Auftakteinzel gegen die Weltranglisten-16. Lee Ho Ching mit der deutschen 1:0-Führung sogar zeitweise Hoffnungen auf eine Überraschung gegen den Favoriten. Die erneut in glänzender Form spielende Petrissa Solja sagte nach dem Match: „Es ist schon etwas schade, dass wir das Spiel nicht etwas knapper gestalten konnten. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden und merke, wie ich von Spiel zu Spiel besser werde. Ich bin auch zuversichtlich, dass wir mit der Leistung der Spiele bisher den Einzug in die K.o.-Runde und damit unter die besten Zwölf schaffen können. Klar waren wir gestern traurig unmittelbar nach dem Spiel, aber überhaupt Südkorea so in Bedrängnis zu bringen, war sehr stark von uns. Wir haben aus der Niederlage keine schlechte Stimmung mitgenommen und uns heute neu konzentriert, wieder alles versucht und ein gutes Spiel gemacht.“

Kristin Lang: "Bei einer 2:0-Führung hätte meine Gegnerin mehr Druck gehabt"

Nach Soljas Auftakteinzel blieb Nina Mittelham gegen Hongkongs Nummer 17 der Welt, Doo Hoi Kem, chancenlos, die im vierten Einzel auch Solja mit 3:1 in Schach hielt. Im dritten Einzel erwischte Kristin Lang an Position drei gegen Soo Wai Yam Minnie einen glänzenden Start, verpasste aber nach gewonnenem ersten Durchgang hauchdünn den Gewinn des zweiten Satzes. Die Europameisterin im Doppel war dennoch mit dem ersten Länderspiel seit der Geburt ihrer Tochter Carolin zufrieden: „Schade: Bei einer 2:0-Führung hätte meine Gegnerin mehr Druck gehabt. Nach dem 1:1 hat sie aber besser gespielt, ich hatte auch Schwierigkeiten mit ihrem Aufschlag und habe schlechter ins Spiel gefunden. Aber insgesamt war ich ganz zufrieden: Ich habe zwar noch Trainingsrückstand, aber es geht weiter nach vorn – step by step.“

Am Dienstag warten die entscheidenden Partien gegen Luxemburg und Thailand

Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp sah eine ordentliche Leistung ihres Teams: "Ich bin zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft bisher. Auch heute haben wir ganz gut gespielt. Deshalb gehen wir auch optimistisch morgen in die wichtigen Spiele um den dritten Platz gegen Luxemburg und Thailand." Nach drei Spieltagen führen Hongkong und Südkorea die Gruppe D erwartungsgemäß ungeschlagen an, Deutschland und Luxemburg haben Erfolge gegen das noch sieglose Brasilien auf ihrem Konto, die junge Mannschaft Thailands, die heute eine gute Leistung beim 1:3 gegen Südkorea zeigte, bezwang bislang Luxemburg.

Noch sieben Damen-Teams ungeschlagen

Bei den Herren sind es vier, bei den Damen hingegen sind sogar sieben Mannschaften nach drei Durchgängen noch ungeschlagen, bevor am Doppelspieltag am Dienstag die Entscheidungen fallen. In der Gruppe A liegen China und Singapur vor dem direkten Duell gleichauf, in der Gruppe B streiten sich Japan und Österreich um den Vorrundensieg, in der deutschen Gruppe D liegen erwartungsgemäß Hongkong und Südkorea gleichauf in Front. Abweichungen von der Setzungsliste treten dafür in der Gruppe C zutage: Hier ist bislang die Mannschaft Nordkoreas alleine ungeschlagen und hat dabei bereits das Duell mit dem Weltranglistendritten Taiwan hinter sich.

Wichtige sportpolitische Entscheidungen am 1. und 3. Mai

Die Sportpolitik steht in Halmstad selbstverständlich auch auf der Tagesordung. So entscheidet am 1. Mai die Mitgliederversammlung der ITTF unter der Leitung ihres deutschen Präsidenten Thomas Weikert (Limburg) bei ihrem jährlichen Treffen, dem Annual General Meeting (AGM), über die Einführung einer neuen, vom ITTF-Präsidium erarbeiteten Satzung sowie über die Vergabe der Team-WM 2020: Nach dem Rückzug von Ekaterinburg (Russland) sind mit San José (USA) und Busan (Südkorea) noch zwei Kandidaten im Rennen.

Am Morgen des 3. Mai tagt dann das Board of Directors (BoD). Zwei Anträge des ITTF-Präsidiums, des Executive Committee, stehen im Mittelpunkt der Entscheidungen. So steht eine Neuregelung der Spielberechtigung nach einem Nationalverbandswechsel zur Abstimmung: Spieler, die nach dem 21. Lebensjahr den Nationalverband wechseln, sind nach der aktuellen Bestimmung grundsätzlich nicht bei Weltmeisterschaften und World-Cup-Turniere für ihr neues Land startberechtigt. Auf Antrag des ITTF-Präsidiums soll diese Regelung durch eine neunjährige Sperrfrist ersetzt werden. Erhält der Antrag in dem 48-köpfigen Gremium die einfache Mehrheit, so wären, beispielsweise, Han Ying und Shan Xiaona, die auf europäischer Ebene und bei Olympischen Spielen bereits für Deutschland spielen, künftig auch bei WM und World Cup startberechtigt.

Außerdem strebt das ITTF-Präsidium eine Neustrukturierung der Weltmeisterschaften durch eine Verkleinerung an. Setzt sich der Antrag durch, gehen künftig bei Endrunden der Team-Weltmeisterschaften je 32 Damen- und Herren-Mannschaften und bei Individual-Weltmeisterschaften jeweils 128 Spielerinnen und Spieler im Einzel, je 32 Herren- und Damen-Doppel sowie 32 Mixed an den Start. Zum Vergleich: In Halmstad findet das WM-Turnier ab Sonntag mit 72 Damen- und 72 Herren-Mannschaften statt.