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Chance genutzt, Chance verpasst

Tischtennis-DM in Bielefeld: TTVR-Eigengewächs Dennis Müller holt Doppelsilber - Grenzaus Liang Qiu scheitert knapp - Annika Feltens glänzt - Silbereisen und Pfeiffer jubeln - Eine Gesamtzusammenfassung

Der große Moment: Dennis Müller (Zweiter von links) und Zoltan Fejer-Konnerth schafften es in Bielefeld aufs Treppchen. Fotos: Martin Koreis

Was für ein Husarenritt, was für ein Erfolg: Dennis Müller aus Höhr-Grenzhausen hat bei den 84. deutschen Tischtennis-Meisterschaften in der Seidenstickerhalle in Bielefeld die Gunst der Stunde genutzt und im Doppel die Silbermedaille gewonnen. „Davon habe ich immer geträumt. Mehr kann ich nicht erreichen“, sagte das 26-jährige Eigengewächs des Tischtennisverbandes Rheinland, der einst im zarten Alter das Tischtennisspielen beim damaligen VfL Höhr-Grenzhausen begonnen hat und nach Stationen beim TTC Zugbrücke Grenzau sowie in Hessen nun für den 1. FSV Mainz 05 in der 3. Bundesliga Süd aufschlägt. 

An der Seite des Doppel-Europameisters von 2002, Zoltan Fejer-Konnerth, der seit seinem Engagement in Grenzau mit seiner Familie in Hilgert sesshaft geworden ist und mittlerweile beim luxemburgischen Erstligisten DT Diddeling spielt, stürmte Müller mit Wucht ins Finale. Dabei kam der Westerwälder Kombination zugute, dass einerseits die Topstars in Bielefeld fehlten, andererseits etliche Favoriten früh strauchelten. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, realisierte Müller recht früh, dass etwas drin ist in Sachen Edelmetall. Dass es am Ende Silber werden würde, hätte sich der 26-jährige Offensivspieler aber niemals zu hoffen gewagt. „Ich bin überglücklich“, strahlte der Westerwälder selbst nach dem verlorenen Finale gegen die neuen Deutschen Meister Ruwen Filus/Ricardo Walther (Fulda/Bergneustadt). 

Vorausgegangen war ein Halbfinalkrimi gegen das Sachsenduo Hermann Mühlbach/Erik Schreyer, in dem das Duo aus der Grenzauer Trainingsgruppe im siebten Satz bereits mit 6:10 zurücklag, das Spiel aber noch zum 12:10-Triumph drehte. „Ich werde mich im Finale noch mal voll reinhängen. Schließlich hat der Junge noch keinen großen Titel gewonnen“, versprach daraufhin der Routinier Fejer-Konnerth süffisant. Doch das Pulver war letztendlich da bereits verschossen, was nichts daran ändert, dass es für Dennis Müller der größte Erfolg seiner Karriere ist. 

Weniger Fortune hatte Liang Qiu. Für den 21-Jährigen war es eine Deutsche Meisterschaft mit Licht und Schatten. Im Doppel spielte das Talent des TTC Zugbrücke Grenzau in der Seidenstickerhalle in Bielefeld stark auf und verpasste nur hauchdünn eine Medaille. Im Einzel vergab der 21-Jährige dagegen beste Chancen, was insgesamt zu der komplizierten ersten Saison des jungen Aufschlagkünstlers am Brexbach passt.

Viel Licht sollte für Liang Qiu der Doppelwettbewerb bringen. Dort gewann der junge Grenzauer an der Seite seines Bruders Dang Qiu (TTC Obererlenbach) zunächst das Auftaktspiel und lieferte sich dann im Viertelfinale gegen die späteren Deutschen Meister Ruwen Filus/Ricardo Walther einen packenden Kampf. 0:2 lag das Brüderduo bereits zurück, drehte danach taktisch klug auf und erzwang schließlich den Entscheidungssatz. Dort unterlagen Liang und Dang Qiu allerdings mit 11:13 - nach zuvor zwei abgewehrten Matchbällen. „Sicher haben wir gut gespielt, aber ich ärgere mich trotzdem“, räumte der 21-Jährige ein, dass ihn vor allem der Ball beim 11:10, als das Brüderduo selbst Matchball hatte, misslang. „Da habe ich nicht angegriffen“, haderte Qiu mit der vergebenen Chance. Und sagte auch, dass er nach den zuletzt schwachen Spielen in der Bundesliga mit großer Verunsicherung nach Bielefeld gereist ist. „Es war eine schwierige Saison für mich“, sagte Qiu.

Was sich auch im Einzel widerspiegeln sollte. Dort vergab Qiu zunächst in der Qualifikation überraschend den Gruppensieg (Qiu: „Das habe ich verschenkt“) und traf somit im Hauptfeld direkt auf Lars Hielscher (Mühlhausen). 2:4 hieß es nach gutem Spiel letztendlich, sodass TTC-Trainer Tomas Pavelka eine gemischte DM-Bilanz zog. „Mit Liangs Doppelleistung bin ich sehr zufrieden, im Einzel war deutlich mehr drin“, sagte Pavelka. Der Grenzauer Coach hatte seinen Schützling jeweils im Einzel und Doppel taktisch hervorragend eingestellt, was sich darin zeigen sollte, dass Liang Qiu jeweils nach 0:2- (im Doppel) sowie 0:3-Satzrückstand im Einzel sich ins Spiel zurückkämpfte. „Schade, dass es gegen Lars im sechsten Satz nicht hingehauen hat. Taktisch hat sich Liang im Spiel gut verbessert“, so Pavelka. 

 

Reichlich Pech hatte in Bielefeld der zweite Grenzauer Starter Maikel Sauer. Das junge Talent des Drittligaspitzenreiters schied in der Qualifikation nur sehr knapp aus. Nach einer 0:3-Niederlage gegen den Gruppenfavoriten Nico Christ (Bayern) gewann Sauer gegen Daniel Cords (Schleswig-Hiolstein) mit 3:2-Sätzen. Eine 1:3-Niederlage gegen Hartmut Lohse aus Niedersachsen besiegelte dann jedoch das Aus. Wobei nur das schlechtere Satzverhältnis den Ausschlag gab, da sowohl Grenzaus Talent also auch Cords und Lohse jeweils eine Bilanz von 1:2-Spielen aufzuweisen hatten. „Das war ziemlich bitter“, sagte Sauer. Im Doppel sollte es zunächst besser laufen. An der Seite des Drittligakollegen Florian Bluhm gab es es einen souveränen 3:0-Erstrundensieg. Im Achtelfinale kam dann das Aus nach einer 1:3-Niederlage gegen die späteren Überraschungszweiten Dennis Müller/Zoltan Fejer-Konnerth. 

Über eine außerordentliche Spitzenleistung kann sich Annika Feltens freuen. Das Defensivass des TTC Mülheim/Urmitz-Bahnhof erreichte bei ihrem DM-Debüt auf Anhieb die Runde der besten 32 Damen. Dabei spielte die 22-Jährige schon in der Qualifikationsgruppe groß auf, stieß dann aber im Hauptfeld an ihre Grenzen. Gegen Alena Lemmer vom Bundesligisten TuSEM Essen unterlag Feltens schließlich mit 0:4, was ihren starken DM-Auftritt nicht schmälern soll. „Da hatte ich keine Chance. Ich ärgere mich aber nicht darüber, sondern freue mich, dass ich insgesamt so gut gespielt habe“, sagte Feltens. Hast Du, Annika, hast Du! Was auch für Doppel gilt: Dort zog Annika Feltens mit ihrer zugelosten Partnerin in Achtelfinale ein, unterlag dann aber den späteren DM-Dritten Kristin Silbereisen/Sabine Winter.

Aus Sicht des Tischtennisverbandes Rheinland gibt es aus Bielefeld noch weitere Höhepunkte zu vermelden. So holte sich Kristin Silbereisen aus Ochtendung, die ihre Karriere einst beim TTVR begann, Gold m Einzel und Bronze im Doppel. „Ich bin einfach nur happy“, strahlte die Nationalspielerin nach ihrem zweiten Titelgewinn im Einzel. 

Happy war auch Chris Pfeiffer. Der rheinhessische Landestrainer und Cheftrainer des 1. FSV Mainz 05 hat seinen Wurzeln ebenfalls im TTVR. So begann er einst beim VfL Dermbach das Tischtennisspielen. In Bielefeld konnte Pfeiffer sein Glück kaum fassen: So coachte er nicht nur Dennis Müller zu Doppel-Silber, sondern feierte mit Bingens Yuan Wan gar die deutsche Meisterschaft im Doppel. „Das ist viel mehr, als ich überhaupt erwarten konnte“, war Pfeiffer baff. Deutscher Meister im Einzel wurde übrigens ein weiterer Rheinhesse: Patrick Baum jubelte erstmals über den Titelgewinn. „Das hätte ich fast nicht mehr geglaubt, dass ich es doch einmal schaffen sollte“, freute sich Baum, der für den französischen Klub TTC Caen aufschlägt. Auch er hat im Tischtennisverband Rheinland einst seine Spuren hinterlassen - im Trikot des TTC Zugbrücke Grenzau. Rainer Stauber

 

Weitere Berichte folgen

 


Scheiterten erst im siebten Satz des Viertelfinales mit 11:13 an den späteren Deutschen Meistern: Liang und Dang Qiu
Dabeisein ist alles: Der junge Maikel Sauer vom TTC Zugbrücke Grenzau konnte in Bielefeld reichlich Erfahrung sammeln.
Einfach richtig, richtig stark: Annika Feltens lieferte bei ihrem DM-Debüt eine Klasseleistung ab.
Coachte in Bielefeld, was das Zeug hielt: Jens Koch vom TTC Mülheim/Urmitz-Bahnhof.