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Sportentwicklung  

Auch ohne Förderung des DTTB: RTTVR setzt weiter auf Schnuppermobil zur Sportentwicklung

Vizepräsident Sportentwicklung im Interview zu Investitionen, Trends und Erfolgsaussichten

Der Tischtennisverband Rheinland-Rheinhessen (RTTVR) bietet Kindern ab dem 17. April wieder die Möglichkeit beim Schnuppermobil an ihren Grundschulen oder in den örtlichen Vereinen den Tischtennissport spielerisch näher kennenzulernen. Anders als im vergangenen Jahr, als das Projekt Schnuppermobil noch vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) gefördert wurde, bringt der RTTVR das Projekt in diesem Jahr in Eigenregie an den Start. Wir haben mit Dr. Claus Brusenbauch, Vizepräsident Sportentwicklung beim RTTVR, über die Neuauflage des Schnuppermobils gesprochen.

Herr Brusenbauch, im vergangenen Jahr konnte der RTTVR mit Unterstützung des DTTB fast 40 Stationen im Verbandsgebiet mit dem Schnuppermobil anfahren. Mit dem Jahreswechsel ist der Vertrag mit dem DTTB ausgelaufen. Warum setzen Sie dennoch wieder auf diese Sportentwicklungsmaßnahme?

„Nach der sehr erfolgreichen Tour im vergangenen Jahr waren immer noch viele Schulen übrig. Nach dem Motto Never change a winning Team haben wir uns beim RTTVR dafür entschieden, auch in diesem Jahr auf diese Maßnahme zu setzen. Mit dabei ist erneut Erhard Mindermann, der Kinder und Jugendliche den Sport wieder näherbringen möchte. Er hat bereits im vergangenen Jahr mehr als 30 Veranstaltungen mit dem Schnuppermobil unterstützt und ist aus meiner Sicht ein sehr, sehr kompetenter Ansprechpartner.“

 

Erhard Mindermann ist also die letzte Konstante, die aus der Kooperation mit dem DTTB übrig geblieben ist?

„Zum Jahreswechsel ist unser Vertrag mit dem DTTB ausgelaufen. Letztes Jahr haben wir durch die Schnuppermobil-Aktion des DTTB einen kostenlosen Service bekommen, Kindern den Tischtennissport wieder näher zu bringen. In diesem Jahr wird uns Erhard Mindermann erneut über 6 Wochen hinweg und bei etwa 30 Aktionstagen unterstützen. Ergänzend dazu wird sich unser Bundesfreiwilligendienstler Jonas Niebergall mit dem Schnuppermobil befassen. Das Angebot wird also  eine gleichbleibend hohe Qualität haben.“

Und wie steht es um die Kosten, jetzt, wo die Förderung durch den DTTB ausbleibt?

„Ich sage immer: Um die Kinder begeistern und langfristig etwas erreichen zu können, müssen wir Qualität haben. Und da muss man als Verband dann auch mal Geld ausgeben. Im Haushalt 2023 sind rund 15.000 Euro für diese Maßnahme der Sportentwicklung eingestellt. Die werden wir nicht ganz brauchen, aber da wir uns bei Trainerhonoraren und Unterbringungskosten an den Konditionen des DTTB orientieren, müssen wir so planen.“

Honorare und Übernachtungskosten sind das eine, die „Hardware“ das andere. Schließlich stellte der DTTB im vergangenen Jahr neben der Förderung auch das Schnuppermobil als vollausgestattetes Fahrzeug. Wie sind Sie diesem Problem begegnet?

„Wir haben beim RTTVR einen relativ neuen Ford Transit, der außerhalb der Spieltage unter der Woche nur wenig bewegt wird. Den haben wir mit Tischtennisroboter, Musikbox und weiteren Materialien ausgestattet. Er ist jetzt unser RTTVR-Schnuppermobil.“

Was versprechen Sie sich von dem, zugegeben, doch recht hohen Aufwand für einen Regionalverband und den damit verbundenen Kosten?

„Wir merken jetzt schon stetig den Effekt der Schnuppermobil-Aktion aus dem letzten Jahr. Die Zahl der U13-Mannschaften geht nach oben, gleichzeitig die Teilnehmerzahlen bei Kreismeisterschaften und anderen Ranglistenturnieren. Auch konnten wir feststellen, dass durch Kinder, die wir für Tischtennis begeistern konnten, oft auch die Eltern mitgezogen werden. Wir investieren also nicht nur in die Jugend, sondern in unseren Sport insgesamt.“

Warum denken Sie, ist Tischtennis anschlussfähig? Warum begeistert das Schnuppermobil, wenn es Vereine oder Schulen anfährt?

„Durch Tischtennis können wir Kinder ganzheitlich vorwärts bringen. Wir haben den kleinsten Schläger, einen sehr kleinen Ball, und den gilt es exakt zu treffen. Das zu verstehen, geht schon mit einer großen Faszination einher. Gleichzeitig haben wir im Schnuppermobil unterschiedlichste Materialien, um spielerisch an das Thema heranzuführen. Die Schulen sind außerdem immer glücklich, wenn wir kommen.“

Warum ist das so?

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Schulen oft froh sind, dass mit den Kindern etwas gemacht wird. Zuletzt waren Hallen aus verschiedenen Gründen oft zeitweise gesperrt und der Schulsport ist generell in einem schlechten Zustand. Dieses Problem können auch wir nicht mit dem Schnuppermobil lösen, aber wir machen immerhin ein Angebot, das von 60 bis 100 Schülern pro Grundschule genutzt werden kann.“

Welche Prognose geben Sie für den Tischtennissport in Rheinland und Rheinhessen in den kommenden Jahren ab?

„Ich merke, dass die Vereine aktiver geworden sind als vor der Pandemie. Das liegt einerseits an unseren Bemühungen in der Sportentwicklung, aber auch an Eigeninitiative. Beispielhaft können hier Jedermannturniere, Aktionstage oder Vereinstage zusammen mit den Ortsgemeinden genannt werden. Aufgrund der erfreulichen Entwicklungen im Vereinswesen denken wir aktuell auch darüber nach, auf Verbandsebene einen Rundlauf-Cup für Jedermann zu etablieren.“

 

Das Gespräch führte Tim Saynisch