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111 GRÜNDE TISCHTENNIS ZU LIEBEN von Jan Lüke

Die TTVR-Schmunzelecke:Grund 5: Weil Tischtennis dafür zahlt, in die Medien zu kommen

Grund 5: Weil Tischtennis dafür zahlt, in die Medien zu kommen

5,136 Milliarden Pfund. Umgerechnet 6,9 Milliarden Euro. Das ist der Betrag, den die Fernsehsender British Telecommunications (kurz: BT) und Sky, die sich zuvor einen illustren Bieter-Wettstreit geliefert hatten, an die Premier League, die erste englische Fußballliga, überweisen. Dafür bekommen die beiden Sender für drei Jahre - von 2016 bis 2019 - das Recht, live aus den Stadien zu übertragen. Das sind 13,75 Millionen Euro pro Spiel. Im ohnehin verrückt anmutenden Streit um Übertragungsrechte von Premium-Sport setzte der Deal der englischen Premier League dem Irrsinn die Krone auf. Doch so viel besser sieht es anderswo auch nicht aus: Ob NBA oder NHL, ob Fußball-WM oder -EM, ob Bundesliga oder Champions League. Überall dort streichen die beteiligten Ligen, Verbände und Vereine schier unglaubliche Summen dafür ein, dass ihnen die ganze Welt beim Sporttreiben zuschauen könnte. Was unschwer zu erraten ist: Im Tischtennis liegen die Dinge da etwas anders. Seit der ersten Tischtennis-Übertragung im deutschen Fernsehen, einem Länderspiel zwischen Deutschland und der Schweiz, das der Südwestfunk 1954 noch in Schwarz-Weiß übertrug, hat zwischenzeitlich eine bemerkenswerte Entwicklung eingesetzt. Im Jahr 1997 floss das Geld dort nämlich nicht von den Fernsehanstalten zu Vereinen und Verbänden - sondern genau andersherum. Für die Übertragung durch den privaten Sportsender DSF, dem Vorgänger von Sport1, berappten sechs Vereine der ersten Tischtennis-Bundesliga in jener Spielzeit jeweils 50.000 Euro. Weitere 300.000 Euro wurden durch Sponsoren finanziert. In der Fachsprache hieß das dann: Beteiligung an den Produktionskosten. Dafür gab es pro Woche ein Live-Spiel. Freitagsabends. Zur besten Sendezeit. Einen ähnlichen Deal schlossen zu dieser Zeit Rekordmeister Borussia Düsseldorf und Eurosport für eine Partie der Champions League ab. Auch da ging das Geld an den Sender, nicht an den Verein.
Die Verantwortlichen hatten es sich mit den Deals zum Ziel gesetzt, einen Teufelskreis zu durchbrechen, in dem Randsportarten so oft eingeschlossen sind - und in dem auch der Tischtennissport damals längst gefangen war: ohne TV-Präsenz keine Sponsoren, ohne Sponsorengeld keine sportliche Qualität, ohne sportliche Qualität kein Erfolg, ohne Erfolg keine TV-Präsenz. Und so weiter und so fort.

Zwar zeigte sich die Tischtennis-Bundesliga mit ihrem Versuch als Vorreiter und Innovator. Sogar andere Sportarten schlossen sich dem Modell an, einzig der Erfolg der Maßnahme blieb beim Tischtennis aus. Die Einschaltquoten waren verhältnismäßig gering, lagen selten über 100.000 Zuschauern. Die Kosten-Nutzen-Rechnung schien nicht aufzugehen. Und den Verantwortlichen auf Seiten des deutschen Tischtennis-Sports ging die Puste (in diesem Fall ein anderes Wort für: das Geld) aus . Zwar schaffte es die Tischtennis-Bundesliga als Low-Budget-Übertragung in den Folgejahren immer mal wieder ins Programm des DSF, langfristig etablieren konnte sich Tischtennis in der Senderlandschaft des deutschen Fernsehens allerdings seither nie. Mittlerweile versucht es die Tischtennis-Bundesliga (TTBL) ohnehin ganz anders - nämlich auf eigene Faust. Auf einer eigenen Plattform im Internet bringt die TTBL ihre Spiele. Und der schnöde Mammon fließt schneller denn je in den Fußball.

Verlag: Schwarzkopf-Schwarzkopf, ISBN: 978-3-86265-559-5
www.schwarzkopf-schwarzkopf.de

 

 

 

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Klaus Eli wird 75

Wir gratulieren ganz herzlich zu diesem Ehrentag!